Von Kühen auf den Dächern – ein Interview mit Jörg Fischer

Die Schadenabteilung ist das Herzstück einer Versicherung. Dort erhalten Kunden im Fall der Fälle die Leistung, für die sie bezahlt haben.

Jörg Fischer ist Leiter der Schadenabteilung unseres Versicherungspartners NV-Versicherungen. Er hat uns in einem Interview Einblicke in seinen Bereich gegeben.

Herr Fischer, Die meisten Menschen kennen die Schadenabteilung einer Versicherung von Stromberg. Geht es dort wirklich so zu? 
[schmunzelt] Manchmal erkennen wir selbst Parallelen zur Fernsehserie. Grundsätzlich kann man sagen, dass wir trotz viel Arbeit auch recht viel Spaß haben. Im Gegensatz zur Serie konzentrieren wir uns jedoch deutlich mehr auf die Arbeit, als auf das Zwischenmenschliche.

Wie haben Sie die Bearbeitung und Regulierung der Schäden organisiert? 
Alle Mitarbeiter bearbeiten Haftpflicht- und Sachschäden bis zu einer Schadenhöhe von 5.000 Euro. Vier Kollegen bearbeiten zusätzlich Unfallschäden. Schäden über 5.000 Euro werden von mir persönlich und meinem Stellvertreter bearbeitet.

Welches sind die typischen Schäden, die immer wieder vorkommen? 
Am häufigsten haben wir es in der privaten Haftpflicht mit Displayschäden an Handys oder Tablets zu tun. Danach folgen Schäden an anderen technischen Geräten und an Brillen. Da wir einen recht großen Anteil an Tierhalterhaftpflichtversicherungen haben, beschäftigen wir uns zur Zeit hauptsächlich mit Schäden durch Hunde.

Handys und Brillen hören sich nach Bagatellschäden an. Der Verbraucherschutz empfiehlt Versicherungssummen ab zehn Millionen Euro. Verraten Sie uns, wie hoch der höchste Schaden der letzten zehn Jahre war, den die NV Versicherungen begleichen musste?
Der teuerste Privathaftpflichtschaden belief sich auf 450.000 Euro. Hier hatte ein Kunde die Pfanne auf dem Herd vergessen und dadurch einen Wohnungsbrand verursacht. Der zweithöchste Schaden belief sich auf 205.000 Euro. In diesem Fall hatte unser Kunde beim Skifahren den Geschädigten schwer verletzt. Neben dem Schmerzensgeld kam es zu einem großen Verdienstausfall, da der Geschädigte in seinem Beruf als Arzt nur eingeschränkt arbeiten konnten.

Sie haben sicher auch schon besonders skurrile Schäden erlebt?
Als besonders skurrilen Schaden erinnere ich mich an die Kuh auf dem Dach. Unser Kunde ist Landwirt in Bayern. Beim Einsammeln seiner Kühe ist eine ausgebüxt und beim Geschädigten auf das Stalldach geflüchtet. Dadurch hat das Tier Trittspuren auf dem Dach hinterlassen.
Als weiteren lustigen Schaden fällt uns das rohe Ei auf dem Auto ein. Das Kind unserer Kundin hatte ein rohes Ei aus dem dritten Stock auf das Auto des Geschädigten geworfen. Es entstand eine deutliche Beule an dem PKW.

„Wir lassen das über die Haftpflicht laufen …“ Wer hat das noch nicht gehört! Wie häufig begegnen Ihnen solche vermeintlichen Kavaliersdelikte oder auch handfester Versicherungsbetrug? 
Leider haben auch wir es in Einzelfällen mit Versicherungsbetrug zu tun. Da wir ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit sind, denken wir jedoch, dass unsere Vereinsmitglieder im Sinne des Gegenseitigkeitsgedankens grundsätzlich ehrlich sind. Ein Versicherungsbetrug geht immer zu Lasten der Gesamtheit indem diese unberechtigten Aufwendungen über den Beitrag aller aufgefangen werden müssen.Wir haben jedoch auch einige Möglichkeiten, die Echtheit der Schadensmeldung zu prüfen.

Sind Schadenbearbeiter in einem Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit bei der Regulierung von Schäden großzügiger als in normalen Versicherungen, also Aktiengesellschaften? 
Unsere Versicherungsnehmer sind alle Vereinsmitglieder. Somit ist unser erstes Anliegen im Schadenfall, unseren Mitgliedern zu helfen. Zwar müssen wir auch wirtschaftlich arbeiten, sind aber im Gegensatz zu Aktiengesellschaften niemanden eine Rendite schuldig. Somit verspüren wir keinen externen Druck, um die Schadenleistungen extrem gering zu halten.