Mit Fortsetzungen ist das immer so eine Sache. Der Hype ist oft größer als beim ersten Mal, speziell bei Blockbustern wie den Marvel -Filmen. Guardians of the Galaxy ist 2014 überraschend der erfolgreichste Debütfilm im Marvel Cinematic Universe. Die großen Fußstapfen belaufen sich auf mehr als 770 Mio. Dollar Einnahmen weltweit. Ein Sequel bei solcher Verantwortung floppt oft. Aber nicht Guardians of the Galaxy Vol. 2! Wie der erste Film der Marvel-Reihe ist der Ableger vollgespickt mit Action, Spannung, Kampf, Witz und Humor (wegen Baby Groot zweimal zu nennen), Verrat, viel Gefühlen, Familienstreitigkeiten und einer Portion Romantik. Auch Skript und Soundtrack sind wieder fantastisch. Guardians of the Galaxy Vol. 2 legt hier tatsächlich noch einen drauf.
Zur Handlung
The Sovereign. Hohepriesterin Ayesha (Elizabeth Debicki) und ihr genetisch perfektioniertes Volk beauftragen die Guardians of the Galaxy, ihre Batterien vor einem Energie fressendem All-Oktopus zu schützen. Da jeder der Goldrasse speziell für seine Aufgabe erschaffen wird, machen die GOTG im wahrsten Wortsinn die Drecksarbeit. Das Viech ist verdammt schwer zu erledigen. Die Belohnung ist Nebula, aber Rocket klaut einige Batterien. Ayeshas riesige Flotte jagt die GOTG. Sie heuert Yondu und die Ravagers an. Das Team trennt sich als Peter seinen biologischen Vater Ego (Kurt Russel) und Mantis (Pom Klementieff) trifft. Als Waise vom unsterblichen Ego gefunden, erzog er sie auf seinem Garten Eden-Planet. So wirkt Mantis etwas naiv und dumm, ist aber voller Unschuld. Als Empathin wird sie den GOTG entscheidend helfen, denn nichts ist hier wie es scheint. Nachdem Nebula Rocket und Baby Groot an die Ravagers liefert, erscheint sie auf Egos Planet. Sie will sich an Gamora rächen und es kommt zu einer gefährlichen Entdeckung. Es gilt eine größere Bedrohung als Nebula, Ayesha oder die Ravagers zu eliminieren. Alte Feinde müssen sich verbünden. Yondu und Kraglin kämpfen mit Rocket und Baby Groot, nachdem Taserface (Chris Sullivan) eine Revolte der Ravagers anzettelt. Das neu vereinte GOTG-Team muss erneut die Galaxy retten – vor Peters Kräften und Egos Plan.
Charaktere, Humor & Soundtrack
Peter ist im ersten Teil 26, nun 34 Jahre alt. Das heißt acht Jahre seit Peters Diebstahl des Orb. Die Guardians sind nun eine eingespielte Söldnerfamilie und kämpft gemeinsam. Das Tentakelmonster wird actionreich und witzig plattgemacht. Coole Sprüche und eine geballte Waffenladung punkten wie im ersten Teil, Baby Groot sticht hervor. Mit seinen Tanz Moves und lustigen Szenen stiehlt er Rocket & Co. mehrmals die Schau. Auch weil er nicht Groot ist, sondern ein eigener Charakter. Und er muss noch viel lernen. Ungestüm und naiv läuft er durch Action und Chaos, während die GOTG ums Überleben kämpfen. So entstehen viele witzige Momente als Gegenwind zu harten Gefechten. So versucht Rocket Baby Groot beizubringen, wann er die Knöpfe einer Bombe zu drücken hat. Der kleine Kerl kapiert die Reihenfolge nicht so schnell und zeigt zum Schluss jedes Mal auf den Knopf zur sofortigen Detonation, was Rocket fast durchdrehen lässt. Die zwei sind ein tolles Team. Auch Rocket bleibt humorvoller Gegenpart zu heftigen Kämpfen und traurigen Szenen. Trockene Sprüche und sein innovativer Waffeneinsatz sorgen für Bauchfellschmerzen. Die Ravagers (Achtung zweideutig!) singen ein Lied davon. Die Musik ist erneut perfekt abgestimmt auf jede Szene. Der Sound der 1970er sowie 1980er weht dröhnend um die Ohren. Er passt in den Film genauso gut wie die neuen Charaktere in das bisherige Beziehungsgeflecht. Mantis mag ich sofort und freue mich auf mehr. Alte Figuren wie Nebula sind verdient ausgebaut. Sie erhält unerwartete Facetten und Motiv, wodurch sie Gamora nicht unähnlich erscheint. Das ist es, was schon den ersten Teil anders machte: Keine 0815-Figuren, sondern Ecken und Kanten. Die GOTG sind die Außenseiter der Galaxy und zusammen eine Familie, die nun konsequent erweitert wird. Die Profile sind gut ausgearbeitet. Neben den Figuren machen der schräge Humor und knackige Sound Guardians of the Galaxy Vol. 2 zum einzigartigen Feuerwerk.
Spoiler-Sektion: Cameos, Easter Eggs & Abspann
Wie bei Marvel üblich sollte man im Film auf Gastauftritte achten und am Ende sitzen bleiben. Stan Lee erhält zwei Cameos als Astronaut. Er unterhält drei Aliens auf einem Asteroiden, als die Milano vorbeidüst. Auch eine der fünf Abspannszenen (!) ist ihm gewidmet: Seiner Anekdoten überdrüssig lässt ihn der Alien-Rat ohne Rückflugticket sitzen. Ben Browder (Farscape, Stargate SG-1) erfreut SF-Serienfans mit einem Kurzauftritt in Goldmontur als Ayeshas Heerführer. Glenn Close erscheint kurz erneut als Nova Prime. Eine Überraschung ist David Hasselhoff. Zunächst nur erwähnt, dass Peter ihn früher als seinen Vater ausgab und sein Foto bei sich trug, liefert Gamora eine nette Anspielung auf ihn und K.I.T.T. Später holt Peter das Foto aus seiner Jackentasche. Als wäre das nicht genug, folgt ein unübersehbares Easter Egg: Ego transformiert sich vor Peter in „The Hoff“ selbst. Im Abspann tanzt er wie die übrigen Figuren. Eine lustige Abspannszene haben Peter und Nicht-Baby Groot. Inzwischen Teenager mit entsprechend „möbliertem“ Zimmer und Verhalten raubt er Peters Nerven. Stichwort: Zimmer aufräumen. Ayesha erhält einen düsteren Spoiler als Abspannszene, da sie sich vor dem Rat für die Ressourcen- bzw. Flottenverluste verantworten soll. Sie hat ein Ass im Ärmel, da sie Egos DNA sammelte und genetisch modifizierte. Das Resultat ist in einer Art Sarkophag eingesperrt und soll die GOTG endgültig besiegen. Einen längeren Besuch liefert Sylvester Stallone als Stakar, der Yondu ins Exil schickte. Jung bei den Ravagers aufgenommen, beging der unerfahrene Yondu einen Regelbruch, sodass ihr Wiedersehen unerfreulich verläuft. Er wird von Stakar rehabilitiert nach seiner Heldentat für Peter bzw. die Rettung der Galaxie und erhält ein bombastisches Ravagers-Feuerwerk zu seinen Ehren. Eine Abspannszene zeigt, dass Stakar so auf sein altes Team trifft und es erneut vereint. Wirkt spoilermäßig wie der Auftakt zu einem neuen Abenteuer. Da der Abspann GOTG 3 ankündigt, könnte Starhawk hier auftauchen oder bei den Avengers landen. Infinity War wirft vielleicht seine Schatten voraus. Unabhängig freue ich mich auf Guardians of the Galaxy Vol. 3. Übrigens: James Gunn meinte vor wenigen Tagen, dass er erneut Regie und Drehbuch übernimmt, um die Trilogie zu vollenden. Er möchte auch für zukünftige Sequels und Marvel-Filme ein paar Grundsteine legen. Klingt spannend.
Fazit:
Wie der Vorgänger ist Guardians of the Galaxy Vol. 2 eine wandelnde Überraschungskiste, aus der das Feuerwerk nur so knallt. Action, Spannung, Humor und Gefühle kommen nicht zu kurz. Die teils heftigen Kämpfe werden stets humorvoll aufgelockert. Dabei stiehlt besonders Baby Groot Rocket und den anderen die Show. Der süße Kerl mit heftigem Wutproblem ist zum Schießen. Groot wird nicht vermisst, denn die einzigartige Miniversion erinnert dennoch an ihn. Klasse Déjà-vu-Momente gibt es durch viele Anspielungen auf den ersten Teil. Aber man kann Guardians of the Galaxy Vol. 2 genießen ohne ihn zuvor zu sehen. Knackig sind die phänomenalen Weltraumschlachten und CGI-Animationen, untermalt vom super Soundtrack der 1970er und 1980er. Das Awesome Mix Vol. 2 landet vorn in den Charts. Konsequent hat Marvel den Original Motion Picture Soundtrack von Tyler Bates parallel zum Kinostart veröffentlicht. Jeder Song passt perfekt zur Stimmung. Auch ernste Töne passen in die Handlung. Zu erwähnen ist vor allem der Hauptplot um Peters Dad. Nicht Ego, der lebende Planet. Das Filmende verrate ich hier nicht, aber was Yondus Tat betrifft, schließe ich mich an: Wenn auch nicht biologisch, er ist Peters echter Dad. Was er für ihn tut, lässt einen fetten Kloß im Hals zurück. Es lebe Yondu! Insgesamt sah ich als Filmfan selten etwas Stimmigeres, was Drehbuch, Charaktere, Regie, Musik etc. betrifft. Alles passt gut zusammen, auch die neuen Figuren integrieren sich nahtlos. Eine bunte Achterbahn Popcornkino, die man da durchläuft. Ich hoffe, die deutsche Synchro bewahrt die Stimmung. Die 3D-Version konnte ich leider nicht sehen, da dürften Feuerwerk und Weltraumschlachten noch mehr krachen. Yondus, Rockets und Baby Groots Trip durch mehrere Systeme (Glubschaugen!) dürfte hier für noch mehr Lacher sorgen. Auch in 2D überzeugt Guardians of the Galaxy Vol. 2 mit ordentlichen Special Effects und visuellem Augenschmaus, vor allem was Ego betrifft. Im Originalton gibt es daher die volle Punktzahl: 10/10! Eindeutig zu empfehlen!
Daten:
USA 2017
Regie: James Gunn
Drehbuch: James Gunn
Darsteller: Chris Pratt, Zoe Saldana, Dave Bautista, Michael Rooker, Karen Gillan und Sean Gunn sowie im Original mit den Stimmen von Vin Diesel (Groot) und Bradley Cooper (Rocket Raccoon)
Produktion: Marvel Studios
Verleih: Walt Disney Studios Motion Picture
Länge: 133 Minuten
FSK: ab 12 Jahren
Start: 27. April 2017